Histamin

Histamin – Bedeutung und Wirkung im Körper

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Histamin hat in der heutigen Gesellschaft einen eher kritischen Ruf, insbesondere wegen der weiten Verbreitung der Histaminintoleranz. Laut dem Bundesministerium für Bildung und Forschung leiden mehr als zwei Millionen Menschen allein in Deutschland daran. Doch obwohl übermäßige Histaminreaktionen die Lebensqualität beeinträchtigen können, ist Histamin für viele essenzielle Stoffwechselvorgänge unverzichtbar. Der menschliche Körper kann ohne Histamin nicht optimal funktionieren.

Histamin gehört zu den biogenen Aminen, einer Gruppe basischer Moleküle, die ein oder mehrere Aminogruppen enthalten. Es wird nicht offiziell als Aminosäure eingestuft, kann aber aus der Aminosäure Histidin im Körper synthetisiert werden. Aufgrund dieser engen Verbindung wird es manchmal den Aminosäuren zugeordnet.

Als Botenstoff ist Histamin entscheidend für die Kommunikation zwischen Körperzellen. Es ist in fast allen Körpergeweben präsent und wird in den Vesikeln unserer Zellen gespeichert. Bei Bedarf wird Histamin durch einen Reiz freigesetzt und bindet dann an Rezeptoren der Zielzellen, um Signale zu vermitteln.

Die fünf Hauptquellen von Histamin

  1. Körpereigene Synthese: Histamin wird im Körper aus der Aminosäure Histidin gebildet und kann bei Bedarf abgebaut werden.
  2. Allergien und Infektionen: Bei allergischen Reaktionen oder Infektionen wird Histamin freigesetzt, um den Körper in Alarmbereitschaft zu versetzen.
  3. Nahrung: Viele Lebensmittel enthalten Histamin, das über die Ernährung aufgenommen wird.
  4. Histaminliberatoren: Einige Lebensmittel setzen im Körper Histamin frei, ohne selbst hohe Mengen davon zu enthalten. Ein bekanntes Beispiel sind Erdbeeren.
  5. Dysbiose: Ein Ungleichgewicht in der Darmflora kann zu einer erhöhten Histaminproduktion führen, z.B. durch pathogene Bakterien, Hefepilzüberwucherung oder Parasiten.

Histamin in Lebensmitteln

Die Hauptquelle für Histaminaufnahme ist die Nahrung. Histamin ist besonders in Lebensmitteln mit längerer Lagerungs- oder Reifezeit zu finden, wie Käse, Thunfisch, Tomaten, Hefe, Schokolade, Rotwein und Sauerkraut. Einige Pflanzen, wie Brennnesseln, enthalten Histamin als Abwehrstoff.

Funktionen von Histamin im Körper

  1. Entzündungsmediator: Histamin versetzt den Körper in Alarmbereitschaft und vermittelt Entzündungsreaktionen.
  2. Neurotransmitter: Histamin spielt als Neurotransmitter eine wichtige Rolle in der Zellkommunikation.
  3. Blutdruckregulation: Es erhöht die Gefäßpermeabilität und kann den Blutdruck senken.
  4. Bronchialsystem: Histamin kann Überreaktionen in den Bronchien auslösen, was zu Schleimbildung oder Verengung führt.
  5. Magensäureproduktion: Es regt die Magensäuresekretion an und unterstützt die Verdauung.

Obwohl Histamin oft negativ wahrgenommen wird, ist es ein zentraler Botenstoff. Es reguliert den Schlaf-Wach-Rhythmus, die Lernfähigkeit, Emotionen und den Appetit. Zudem kann es durch Gefäßerweiterung den Blutdruck senken. Die wichtigste Funktion ist jedoch seine Rolle als Entzündungsmediator, der den Körper bei Gefahr alarmiert.

Histamin und Allergien

Allergische Reaktionen stehen in direktem Zusammenhang mit Histamin. Sie entstehen durch eine Überreaktion des Immunsystems, die durch Histamin vermittelt wird. Bei einer Allergie wird das Immunsystem nicht ausreichend beruhigt, was zu übermäßigen Reaktionen führt.

Histaminbalance: Histapenie und Histadelie

Der Körper besitzt keinen festen Histaminwert, sondern hält ein Gleichgewicht, indem Histamin kontinuierlich produziert, freigesetzt und abgebaut wird. Wird dieses Gleichgewicht gestört, können Symptome auftreten, die von einem zu niedrigen (Histapenie) oder zu hohen (Histadelie) Histaminspiegel ausgehen:

  • Histapenie: Ein dauerhaft zu niedriger Histaminspiegel.
  • Histadelie: Ein dauerhaft erhöhter Histaminspiegel.

Da Histamin vor allem im Darm über die Nahrung aufgenommen wird, hat der Körper zwei Enzyme, um es abzubauen: Diaminoxidase (DAO) und Histamin-N-Methyltransferase (HNMT).

Histaminintoleranz (Histaminose)

Kommt es zu einem Ungleichgewicht im Histaminstoffwechsel, spricht man von einer Histaminintoleranz oder Histaminose. Diese Unverträglichkeit tritt oft bei Frauen mittleren Alters auf und wird durch eine gestörte Histaminverwertung im Körper verursacht. Symptome sind vielfältig und können die Lebensqualität erheblich einschränken. Im Gegensatz zu Allergien handelt es sich hierbei um eine Unverträglichkeit.

Mögliche Auslöser einer Histaminose:

  • Magen-Darm-Infektionen
  • Lebensmittelvergiftungen
  • Antibiotikatherapie
  • Hefepilzüberwucherung im Darm
  • Nebennierenschwäche

Symptome eines gestörten Histamingleichgewichts

Ein Ungleichgewicht im Histaminhaushalt kann verschiedene Symptome auslösen, von denen einige bekannt, andere jedoch weniger offensichtlich sind:

  • Bekannte Symptome: Dazu zählen allergische Reaktionen wie Hautschwellungen, Nesseln, Quaddeln und starker Juckreiz, etwa bei Insektenstichen.
  • Weniger bekannte Symptome: Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall oder Bauchschmerzen, aber auch Kreislaufprobleme, Kopfschmerzen, Herzrasen und Blutdruckschwankungen können auftreten.

Diese Symptome werden durch die Überschreitung des individuellen Histaminschwellenwerts ausgelöst. Da dieser bei jeder Person unterschiedlich ist, reagieren manche Menschen empfindlicher auf Histamin, während andere größere Mengen problemlos tolerieren.

Histamin und HPU

Eine häufige Ursache für ein gestörtes Histamingleichgewicht ist die Hämopyrrollaktamurie (HPU), eine Stoffwechselstörung, die mit einem erhöhten Bedarf an Vitamin B6, Zink und Mangan einhergeht. Der hohe Zinkverbrauch bei HPU führt zu einem Ungleichgewicht im Zink-Kupfer-Verhältnis, was die Aktivität der DAO, einem kupferabhängigen Enzym, beeinflusst. Betroffene bauen Histamin schneller ab und haben meist einen niedrigen Histaminspiegel (Histapenie).

Histaminarme Ernährung

Personen, die empfindlich auf Histamin reagieren, sollten auf eine histaminarme Ernährung achten. Das bedeutet, frische Lebensmittel zu bevorzugen und auf aufgewärmte Speisen vom Vortag zu verzichten. Lebensmittel mit kurzer Reifezeit, wie Frischkäse statt Parmesan oder Lyoner statt Salami, sind empfehlenswerter. Viele Betroffene berichten auch von einer Verbesserung ihres Wohlbefindens, wenn sie Weizenprodukte meiden und stattdessen Dinkelprodukte verzehren.

Fazit

Histamin ist ein essenzieller Stoff im Körper, der für zahlreiche lebenswichtige Funktionen verantwortlich ist. Auch wenn es bei Überreaktionen wie Allergien oder Histaminintoleranz zu unangenehmen Symptomen kommen kann, ist eine ausgewogene Balance notwendig, um die vielfältigen Aufgaben von Histamin im Körper zu unterstützen.