Glycin – Was ist das und wie wirkt es?
Kategorie
- Aminosäuren
Funktion
- Wichtiger Baustein für Bindegewebe, Haut, Knochen und Sehnen
- Unterstützt die Synthese von Kreatin für Energie und Muskelkraft
- Wirkt als hemmender Neurotransmitter und fördert Entspannung und Stressabbau
- Spielt eine Rolle bei der Unterstützung des Immunsystems durch Zellschutz
Bedarf
- Personen mit hoher körperlicher Aktivität (z.B. Sportler, Bodybuilder) zur Förderung der Muskelregeneration und Leistungsfähigkeit
- Menschen mit hohem Stresslevel zur Förderung der Entspannung und Verbesserung der Schlafqualität
- Personen in der Genesungsphase nach Verletzungen oder Operationen, um die Regeneration des Bindegewebes zu unterstützen
- Ältere Menschen zur Erhaltung der Haut- und Gelenkgesundheit sowie zur Unterstützung der Kollagenbildung
Glycin gehört zu den nicht-essentiellen Aminosäuren, was bedeutet, dass unser Körper es selbst synthetisieren kann. Es ist die kleinste und einfachste der proteinogenen Aminosäuren und spielt eine entscheidende Rolle als Baustein für verschiedene Proteine im Körper. Aufgrund seiner Einfachheit und Größe ist Glycin einer der wichtigsten Proteinbausteine. Darüber hinaus ist es ein wesentlicher Bestandteil von Glutathion, einem zentralen körpereigenen Antioxidans, das eine Schlüsselrolle bei der Entgiftung des Körpers spielt.
Ein großer Teil des Kollagens, dem Hauptprotein des Bindegewebes, besteht aus Glycin – etwa ein Drittel des Kollagens setzt sich daraus zusammen. Das bedeutet, dass Glycin nicht nur in der Haut, sondern auch in Knochen, Zähnen, Sehnen und anderen Bindegewebsstrukturen des Körpers in großer Menge vorkommt. Es trägt somit wesentlich zur Festigkeit und Elastizität dieser Strukturen bei und ist für die Gesundheit und Regeneration von Haut, Gelenken und Bindegewebe unverzichtbar.
Glycin in der Ernährung
Glycin ist in einer Vielzahl von Lebensmitteln enthalten, die reich an Proteinen sind. Besonders hohe Mengen finden sich in Sojabohnen, Schweinefleisch, Erbsen und Kürbiskernen. Aufgrund seines leicht süßlichen Geschmacks wird Glycin auch als Geschmacksverstärker in der Lebensmittelindustrie verwendet, wo es unter dem Kürzel E640 bekannt ist. Diese Eigenschaft spiegelt sich in der Namensherkunft wider: Der Begriff „Glycin“ stammt vom griechischen Wort „γλυκύς (glykýs)“, was „süß“ bedeutet.
Funktionen von Glycin
Glycin erfüllt im menschlichen Körper zahlreiche wichtige Funktionen:
- Bindegewebe: Glycin ist ein entscheidender Bestandteil des Bindegewebes und fördert die Struktur und Elastizität von Haut, Sehnen, Bändern und Knochen.
- Kreatinsynthese: Glycin spielt eine zentrale Rolle bei der Produktion von Kreatin in der Leber und den Nieren. Kreatin ist eine Substanz, die im Energiestoffwechsel der Muskeln eine wichtige Funktion hat und somit für die körperliche Leistungsfähigkeit, insbesondere bei intensiver körperlicher Belastung, unerlässlich ist.
- Inhibitorischer Neurotransmitter: Glycin wirkt auch als Neurotransmitter im zentralen Nervensystem. Es hat eine hemmende Wirkung auf die Nervenzellen, was bedeutet, dass es die Übertragung von Nervenimpulsen verlangsamt und dadurch entspannend auf die Muskulatur und den gesamten Körper wirkt. Diese Funktion trägt zur Entspannung bei und kann sogar Muskelkrämpfen entgegenwirken.
Glycin und seine Rolle im Energiestoffwechsel
Neben seiner Rolle in der Eiweißsynthese ist Glycin auch wesentlich an der Herstellung von Kreatin beteiligt. Kreatin ist eine energiereiche Verbindung, die besonders in der Skelettmuskulatur vorkommt. Diese Verbindung spielt eine Schlüsselrolle im Energiestoffwechsel der Muskeln und beeinflusst die Leistungsfähigkeit bei körperlicher Aktivität. Sportler achten daher oft darauf, dass sie ausreichend Glycin über die Nahrung aufnehmen, um ihre Kreatin-Speicher aufzufüllen und ihre Leistungsfähigkeit zu unterstützen.
Glycin und Entspannung
Eine weitere bedeutende Funktion von Glycin ist seine Rolle als Neurotransmitter. Im zentralen Nervensystem fungiert es als einer der wichtigsten hemmenden Botenstoffe. Durch diese inhibitorische Wirkung kann Glycin die Aktivität der Nervenzellen dämpfen und somit eine entspannende Wirkung auf den gesamten Körper ausüben. Diese Funktion kann helfen, Spannungen zu lösen, Muskeln zu entspannen und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern. In der Praxis bedeutet dies, dass Glycin helfen kann, Stress abzubauen, die Schlafqualität zu verbessern und Muskelkrämpfen vorzubeugen, die durch Überaktivität der Nerven ausgelöst werden können.
Vorkommen und Mangel an Glycin
Glycin ist in nahezu allen proteinhaltigen Lebensmitteln enthalten, weshalb es normalerweise leicht ist, es über die Nahrung aufzunehmen. Dazu kommt, dass unser Körper in der Lage ist, Glycin selbst herzustellen. Aus diesen Gründen sind Mangelerscheinungen an Glycin sehr selten. In Fällen, in denen ein Mangel auftreten könnte – beispielsweise bei extrem unausgewogener Ernährung oder bestimmten Stoffwechselstörungen – kann dies zu Problemen bei der Kollagenbildung, Muskelregeneration und der allgemeinen Entgiftung führen. Dennoch sind solche Fälle eher die Ausnahme, da Glycin in den meisten normalen Ernährungsgewohnheiten in ausreichender Menge vorhanden ist.
Fazit
Glycin ist eine vielseitige und essentielle Komponente unseres Körpers, obwohl es als nicht-essentielle Aminosäure klassifiziert ist. Es trägt maßgeblich zur Struktur und Funktion des Bindegewebes bei, unterstützt den Energiestoffwechsel durch die Kreatinproduktion und wirkt als Neurotransmitter, um Entspannung und Gelassenheit zu fördern. Glycin ist in vielen Lebensmitteln leicht verfügbar, und dank der körpereigenen Synthese kommt es nur sehr selten zu Mangelzuständen. Dennoch ist eine ausgewogene Ernährung wichtig, um den Glycin-Haushalt zu unterstützen und die vielfältigen Funktionen dieser Aminosäure optimal zu nutzen.